Von Christina Baumann
Bei Beginn der Kürbis-Ernte dieser Saison wurde uns ein gehöriger Schrecken eingejagt: wir sind (bei weitem) nicht die einzigen, die sich für das Gemüse auf unserem Acker interessieren! Obwohl das bei den ganzen Leckereien ja eigentlich kein Wunder ist ?
Schon vor der Kürbis- Ernte meinte unser Gärtner Niklas die einen oder anderen Hinweise auf Nager bemerkt zu haben, aber erst beim Aufdecken der Hokkaidos wurde das Ausmaß so richtig erkennbar. Fast ein Drittel war massakriert und bis zu den fädigen Eingeweiden aufgeknabbert, ein weiteres Drittel war mindestens angenagt. (Die anderen Kürbis-Sorten wurden zum Glück größtenteils verschont.) Der Übeltäter: Wühlmäuse!
Ein bisschen Klugscheißen am Rande: das Wort „Wühlmäuse“ ist keine Bezeichnung für eine bestimmte Art, sondern ein Überbegriff für viele Mäuse-Arten, die meistens unterirdische Gänge anlegen und sich bevorzugt von Wurzelgemüse ernähren. Dazu gehören bei uns zum Beispiel die Feldmäuse (weltweit gibt es etwa 60 Feldmaus-Arten), Rötelmäuse und mittlerweile auch Bisamratten, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, hier aus Pelzfarmen entkommen sind und sich selbst neu eingebürgert haben.
Nun wurde genau untersucht. Am kleinen Folientunnel haben sich die Wühlmäuse anscheinend ihre „Basis“ gesetzt (es sind ja auch wunderbar süße Knollen praktisch überall im Boden versteckt – wie für sie gemacht), aber auch die Kohlrabis wurden untergraben und sogar vor den Maiskolben machten sie nicht Halt. Das wollen wir uns nicht gefallen lassen! Die üblichen Mittel sind wohl Giftköder, Fallen (die allerdings täglich kontrolliert und vor allem in den Gängen platziert werden müssen) und sogar Vergasung. Aber wie werden wir die Plagegeister möglichst ökologisch wieder los? Gift und Gas kommen nicht in Frage und auch Fallen müsste man jeden Tag kontrollieren und sowieso erstmal anschaffen… Dafür fehlt einfach die Zeit, denn es gibt viel zu tun auf unserem Acker. Brainstorming ist angesagt.
Nach viel hin und her wurde beschlossen, erstmal auf die natürlichen Feinde der Wühlmäuse zu setzen und diesen dabei möglichst viel Unterstützung zu bieten. Hermeline, Mauswiesel, Füchse, sowie Greifvögel wie Bussarde und Eulen haben Wühlmäuse ganz oben auf dem Speiseplan. Nun können wir schlecht Wiesel und Waldkäuze an der Leine halten und sie auf die Mäuse hetzen… Aber immerhin können wir bessere Bedingungen für die Jäger*innen schaffen. Unsere Totholzhecken sind schonmal ein hervorragender Unterschlupf für Mauswiesel. Die Greifvögel haben allerdings bisher schlechtere Karten. Bäume als Ansitz gibt es nur in einiger Entfernung und noch dazu sind die meisten Felder bei uns mit Netzen abgedeckt – zum Schutz vor den Kaninchen, die uns sonst alles kahl knabbern würden.
Aber eins nach dem anderen. Einige Solawistas haben sich zusammengetan und organisiert: am Aktionstag (31.10.2020) wurde nicht nur geackert sondern auch gebaut. Der erste Ansatz: Ansitzmöglichkeiten für Bussarde und Co. direkt an den Beeten. Dafür eignen sich schon Zaunpfähle, aber bei uns wurde noch ein bisschen obendrauf gelegt und richtige Greifvogelstangen gebaut. Das sind einfach hohe Holzpfähle mit einem Stück Holz quer obendrauf. Davon wurden vier (oder fünf?) an strategisch günstigen Stellen mit einem Erdbohrer in den Boden gelassen. Hier war die AG Hecke tatkräftig am Werk.